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Domkapitelsburg Mehlsack (Zamek w   Pieniężnie)


Pieniężno

 

Wojwodschaft Warmińsko-Mazurskie

 

Polen

 

GPS: +54° 14' 1.99", +20° 7' 24.81"

Beschreibung:


Domkapitelsburg:

Burg des ermlaendischen Domkapitels, Kammeramtssitz. Burg ueber unregelmaessigem Grundriss mit einem Haupt- und Nebenfluegel. Feldstein EG des Westfluegels, aufgehendes Mauerwerk Backstein stellenweise Wendischer Verband bis zum 1. OG des Westfluegels, ansonsten Gotischer Verband. Zum grossen Teil erhalten (ruinoeser Zustand).

 

Prof. Chr. Herrmann: Mittelalterliche Architektur im Preussenland, Petersberg 2007



Malcekuke hiess die Burg der Pruzzen, die der Deutsche Orden in der zweiten Haelfte des 13. Jahrhunderts, wohl um 1251 im Ermland eroberte. Die Verballhornung des pruzzischen Namen erfolgte recht schnell, so wurde daraus im Deutschen erst Melzag, Melsak und dann Mehlsack. Schon im 14. Jahrhundert finden sich im Stadtwappen drei Mehlsaecke. Bereits 1288 gehoerte Mehlsack zum ermlaendischen Domkapitel, das hier im Nordwesten der Stadt am Talrand zur Walsch eine Burg als Amtssitz fuer den Domkapitelsvogt errichtete.

 

Das unterkellerte und dreigeschossige Haupthaus besitzt ein hohes Satteldach mit Ziergiebeln an den Seitenfassaden. Im Sued- und Mittelteil befanden sich Kapelle und Remter, im Nordteil waren Amts- und Wohnraeume fuer den Kapitelvogt eingerichtet. Keller- und Erdgeschoss dienten Wirtschafts- und Lagerzwecken, das oberste Stockwerk war als Wehrgeschoss ausgebaut. Noch im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde das Haupthaus an der Nord- und Suedseite um zwei niedrigere Fluegel ergaenzt, in denen sich Amts- und Wohnraeume des Burggrafen und Stallungen sowie Wirtschaftsraeume befanden.

 

1414 wurde die Burg von polnisch-litauischen Truppen eingenommen und niedergebrannt. Im Dreizehnjaehrigen Krieg blieb die Stadt auf der Seite des Deutschen Ordens und wurde daraufhin 1455 vom Preussischen Bund samt Burg wiederum zerstoert. Von 1515-1519 soll uebrigens Nikolaus Kopernikus mehrfach auf der Burg gewesen sein - ein Hinweis, den man hauptsaechlich und haeufig in polnischen Quellen findet, scheint also fuer die polnische Geschichtsschreibung ein ganz wichtiger erwaehnenswerter Punkt zu sein. Im Nordischen Krieg wurde die Burg beschaedigt, bis 1643 erfolgte dann der Wiederaufbau, wobei die zerstoerten gotischen Gewoelbe der Kapelle und des Remters durch Balkendecken ersetzt wurden. Um das Jahr 1703 wurde die Burg allerdings bereits als heruntergekommen bezeichnet und nach 1773 aufgegeben. Trotz des Verfalls wurde in den 1920er im Haupthaus eine Schule eingerichtet und danach sogar ein Heimatmuseum. Weitere Beschaedigungen gab es im Februar 1945 bei Kampfhandlungen, bei denen auch die gesamte Altstadt Mehlsacks vernichtet wurde.


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Messtischblatt 1932
Lageplan Giese 1826
Grundriss
Ansichtskarte um 1900
Ansichtskarte um 1900

Von der Burganlage ist heute nur noch das Haupthaus vorhanden, dieses befindet sich aber in einem etwas baufaelligen Zustand, zumindest sind aber neuerdings Fenster- und Turoeffnungen verschlossen, um weiteren Beschaedigungen durch Jugendliche vorzubeugen, die hier nach der Anzahl der herumliegenden Bierflaschenscherben zu urteilen, wohl etliche Besaeufnisse veranstaltet haben. Darueber hinaus finden sich noch Reste des Nordfluegels, des Burggrafenfluegels und der Umfassungsmauer. Die Burg soll sich in Privatbesitz befinden, der Zugang ist aber moeglich.

Zeittafel:


1251 Eroberung der Pruzzenfestung Malcekuke
1288 Mehlsack gehoert zum Ermlaendischen Domkapitel
Anfang 14. Jh. Bau der steinernen Burg
1414 Zerstoerung durch polnisch-litauische Truppen
1455 Zerstoerung durch den Preussischen Bund
1627 Zerstoerung durch Brand
1772 Burg wird preussiches Staatseigentum, Das Domkapitel verlaesst die Burg
nach 1773 Beginnender Verfall
um 1920 Schule
um 1930 Museum
1945 Beschaedigungen durch Kriegshandlungen
um 1950 Provisorische Sicherungsmassnahmen


Fotos und Panoramen:


Album mit 24 Fotos


vor Ort

2007

2011

2012


interaktive Panoramen (www.panoramaburgen.de)
Westfluegel - Hofseite
Westfluegel - Hofseite II
Westfluegel - Giebelseite
Westfluegel - Aussenseite

Literaturauswahl und Links:


Herrmann, Christofer:
Mittelalterliche Architektur im Preussenland, Petersberg 2007
Herrmann, Christofer:
Burgen im Ordensland, Wuerzburg 2006
Borchert, Friedrich:
Burgenland Preussen, Muenchen/Wien 1987
Borchert, Friedrich:
Burgen, Staedte, Deutsches Land, Essen 1991
Torbus, Tomasz: Die Konventsburgen im Deutschordensland Preussen, Muenchen 1998
Jackiewicz-Garniec, M.:
Zamki państwa krzyżackiego, Olsztyn 2006
Turnbull, Stephen:
Tannenberg 1410 - Disaster for the Teutonic Knights, 2003
Clasen, Karl Heinz:
Die mittelalterliche Kunst im Gebiete des Deutschordensstaates Preussen - Die Burgbauten, Muenchen 1927
Dusburg, Peter von: Chronik des Preussenlandes (Chronica Terre Prussie), Darmstadt 1984

Google Maps:
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www.burgen-im-ordensland.de

 
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