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Bischofsburg Uexkuell (Ikšķiles pilsdrupas)


Ikšķile

 

Ogres Rajons

Region Rīga

 

Lettland

GPS: +56° 48' 54.30", +24° 30' 1.90"

Beschreibung:

Bischofsburg:

Uexkuell im Rigaschen Kreise lag auf dem hohen rechten Kalkfelsenufer der Duena 7 Km. unterhalb der Muendung der Woge oder Oger und ist vom ersten Bischof von Livland, Meinhard bald nach 1185 oder 1186, als erste Burg Livlands erbaut, wurde 1201 dem Ritter Conrad von Meyendorff verlehnt und 1257 dem Ritter Johann von Bardewis, dessen Nachkommen sich "von Uexkuell" nannten. Wiederholt haben Feinde die Burg angegriffen. Der Deutsche Orden besetzte sie einige Male. Die Bardewis von Uexkuell besassen ihre Stammburg bis ins 15. Jahrh., die sonach erzbischoefliche Burg war. Nach spaeteren wechselvollen Schicksalen schenkte am 23. April 1630 Koenig Gustav Adolph das Schlossgut der Stadt Riga. Die Zerstoerung der Burg fand im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts statt und die Ruine verfiel im 19. Jahrh. so, dass zur Zeit nur noch einige Grundmauern oestlich von der Kirche erhalten sind.

 

Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922



Burg und Kirche von Uexkuell sind die aeltesten Steinbauten in Lettland und stammen aus dem Jahr 1185. Um das Jahr 1180 begann der Moench und spaetere Bischof Meinhard aus Segeberg mit der Missionsarbeit unter den Liven an der Duena (heute Daugava). Da die Liven offenbar keinerlei Befestigungen besassen und Meinhard mit diesen waehrend eines Litauer-Ueberfalls in den Waeldern Schutz suchen musste, wurde danach der Bau einer steinernen Burg in Angriff genommen.

 

Erbaut wurde die Burg von Maurern aus Gotland. Meinhard uebernahm ein Fuenftel der Kosten, die Liven den Rest und in diesem Verhaeltnis wurde auch der zur Verfuegung stehende Burgraum aufgeteilt. Die am rechten Duenaufer liegende Burg und Kirche war eine einheitliche Wehranlage und zur Landseite hin durch einen Graben geschuetzt.

 

Die Neuigkeit von der steinernen Burg sprach sich schnell herum. Heinrich von Lettland schreibt dazu in seiner Livlaendischen Chronik:

Zu der Zeit erschienen die Semgaller, benachbarte Heiden, als sie vom Bauwerk aus Stein gehoert hatten, mit langen Schiffstauen, in der toerichten Absicht - sie wussten nicht, dass die Steine mit Moertel verbunden waren - die Burg in die Duena zu ziehen; doch wurden sie von den Armbrustschuetzen verwundet und zogen unter Verlusten ab.

 

Die Burg ging bereits 1205 als Lehen an den Ritter Conrad von Meyendorff, nachdem sie leergestanden hatte, da die Liven die Wehranlage nicht nutzten und der Chronist dazu bemerkt, diese waeren einer so wichtigen Festung nicht wuerdig. 1257 wurde die Burg Uexkuell dem Ritter Johann von Bardewis verlehnt, dessen Nachkommen sich dann "von Uexkuell" nannten, ein spaeter im Baltikum verbreitetes und angesehenes Adelsgeschlecht. Diese besassen ihre Stammburg bis ins 15. Jahr- hundert, waehrend dieser Zeit wurde sie mehrfach vom Deutschen Orden besetzt. Danach wurde sie erzbischoefliche Burg und kam 1630 durch Schenkung des Schwedenkoenigs Gustav Adolf an die Stadt Riga. Zerstoert wurde sie im Laufe des 17. und 18. Jahrhundert und verfiel zur Ruine.


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Grundriss nach Lowis of Menar
Rekonstruktionszeichnung
Ansicht um 1800 Brotze
Ansicht um 1800 Brotze
Historische Aufnahme (Fotograf nicht bekannt)
Einer der Nachfahren der Uexkuells

Heute sind nur noch Grundmauerreste der Burg vorhanden; die Kirche ist als Ruine erhalten. Allerdings findet man diesen Platz nicht mehr wie bei Loewis of Menar beschrieben "am hohen rechten Kalkfelsenufer", sondern bedingt durch einen Staudamm (Rīgas hidroelektrostacija oder kurz Rīgas HES) flussabwaerts, jetzt auf einer kleinen Insel mitten im angestauten Fluss. Auf der Insel ist ein 10 m hohes Kreuz (Kuenstler E. Samovičs) und ein Steinaltar (Bildhauer J. Karlovs) aufgestellt. Zum Zweck der Konservierung wurde im Jahr 2002 ein Metalldach auf die Ruine gebaut. Auf der Insel des Hl. Meinhard werden Taufen und Trauungen durchgefuehrt.

 

Auf die Insel kann man zu bestimmten Zeiten mit einem Boot oder mit einer Faehre kommen. In den Sommermonaten, wenn beim Wasserkraftwerk Rīgas HES der Wasserspiegel gesenkt wird, ist die Insel u. U. auch zu Fuss erreichbar.

 

Burg und Kirche Uexkuell sind in der offiziellen Denkmalschutzliste Lettlands unter der Nummer 2884 seit 18.12.1998 als architektonisches Denkmal erfasst mit der Einstufung "von nationalem Interesse".


Zeittafel:


1185
werden Burg und Kirche von gotlaendischen Maurern erbaut
1203
Belagerung durch den Polozker Fuersten
1205
wird die Burg an den Ritter Conrad von Meyendorff verlehnt
1206
erfolglose Belagerung durch den Polozker Fuersten
1257
als Lehen an den Ritter Johann von Bardewis, Nachkommen nennen sich von Uexkuell
1630
als Schenkung an die Stadt Riga
17.-18. Jh.
Zerstoerung



Fotos:


Album mit 6 Fotos


vor Ort

2009



Literaturauswahl und Links:


Loewis of Menar: Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922
Tuulse: Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942
Fahne:
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint
Miltitzer, Klaus: 
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005
Turnbull:
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004
Borowski, Tomasz: Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010

Chroniken aus dem 14. Jahrhundert:
Heinrich v. Lettland:
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959
Unbekannt:
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844
Hermann v. Wartberge:
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 

Google Maps:
Satellitenbild



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