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Ordensburg Bauske (Bauskas Ordeņa pils)


Bauska

 

Bauskas Rajons

Region Zemgale


Lettland

GPS: +56° 24' 14.21", +24° 10' 24.73"

Beschreibung:

Ordensburg:

Bauske im gleichnamigen Kreise, liegt zwischen der Memel und Muhs an ihrem Zusammenfluss zur Kuhrischen- oder Semgaller-Aa, eigentlich auch Muhs genannt. Die ehemalige Ordensvogtei, jetzt im Besitz des Fuersten Anatal von Lieven-Mesothen, ist erbaut 1443 vom O.M. Vincke von Overberch und wurde 1706 gesprengt. Der urspruengliche Name Bowsenborch bedeutet, nach J. Doering, Schwellungs-Burg, wohl eine Anspielung auf den hohen langen Landruecken zwischen den genannten Fluessen. [...] Es haben hier an der Suedmark Alt-Livlands von 1451-1559 Voegte gewaltet, von deren 7 Namen erhalten geblieben sind. [...] Die stattliche Ruine zerfaellt in einen aelteren, westlichen und einen neueren oestlichen Teil.

 

Karl von Loewis of Menar: Burgenlexikon fuer Alt-Livland, Riga 1922



Die Burg Bauske wurde im Jahr 1443 durch den Ordensmeister Heidenreich Vincke von Overberch auf einem zwischen der Memel und der Muhs liegendem Huegel errichtet, um die Suedgrenze des Ordensgebietes gegen Litauen zu schuetzen und die Handelswege von Litauen nach Riga zu kontrollieren. Nach der verlorenen Schlacht bei Wilkomir am 01. September 1435, in der auch der Ordensmeister Kersdorf (Kerskorf) fiel, war das suedliche Ordensgebiet immer haeufiger litauischen Kriegszuegen ausgesetzt gewesen.

 

"Im Grundriss des mittelalterlichen Gebaeudes leben noch die alten Wehrprinzipien neben den neuen weiter. In ihrem suedlichen Teil ist die Burg kastellartig angelegt, im Norder aber folgt sie der Linie des hohen Ufers, wo auch in Anberacht des Naturschutzes die Mauerstaerke geringer ist als an den anderen Seiten. Grosses Gewicht ist auf den Schutz des Eingangs gelegt, welche Rolle zwei Tuerme uebernahmen. Der groessere von ihnen diente zugleich auch als Wohnraum fuer die Voegte und die Besatzung; er ist mit Kaminen und an der Suedseite mit einem auf Kragbalken stehendem Abtritt versehen gewesen. (...) Im Gegensatz zu der stellenweise unregelmaessigen Anlage des spaetmittelalterlichen Gebaeudes ist der spaetere Bau der herzoglichen Zeit streng regelmaessig, seine Fluegel erinnern an die Hochentwicklung der Ordensburgen im 14. Jahrhundert." (Tuulse, 1941)

 

Gotthard Kettler, der letzte Meister des Deutschen Ordens in Livland schloss 1561 mit Sigismund II. Augustus ein Abkommen, durch das aus dem Ordensland das Herzogtum Kurland und Semgallen unter polnischer Oberhoheit entstand. Kettler, nunmehr Herzog, erhielt die Burg Bauske als Privateigentum uebertragen. Nach Beendigung des 1. Nordischen Krieges begann man mit dem Bau des neuen Schlosses Bauske entsprechend den Beduerfnissen des Herzogs mit prachtvoll dekorierten Fassaden in Scraffitotechnik, einem Steinportal und prunkvollen Innenraeumen. 1587 bis 1596 war Bauske Wohnsitz der Herzogin und Sitz der Kanzlei. Nach dem Tod Gotthard Kettlers verlor Bauske etwas an Bedeutung, da man gemaess Testament das Herzogtum zwischen seinen Soehnen Friedrich und Wilhelm aufteilte und Mitau zur Hauptstadt des Herzogtums von Semgallen wurde.

 

In den folgenden Jahrhunderten waren Burg und Schloss Bauske auf Grund der strategischen Lage haeufig umkaempft und besetzt, so auch 1625 waehrend des Schwedisch-Polnischen Krieges, als die Schweden die Burg einnahmen und stark verwuesteten. Danach wechselten sich Schweden, Polen und Russen ab. Im Grossen Nordischen Krieg, genauer im Maerz 1706 befahl der russische Zar Peter I. zwar die Sprengung des Schlosses Bauska, zerstoert wurden aber nur Bastionen, Erdwaelle und der suedliche Teil des neuen Schlosses. Danach wurde sie nicht mehr bewohnt und verfiel zur Ruine.


Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl):
Grundriss nach Loewis of Menar
Grundriss
Plan 1625
Plan 1700 Dorings
Plan 1825 Paulucci
Ansicht 17. Jahrhundert
Ansicht 1659
Ansicht 1701
Ansicht 1792 Brotze
Ansicht 1825 Paulucci
Ansichtskarte 1904
Ansichtskarte 1905
Ansichtskarte 1920
Ansichtskarte 1921
Ansichtskarte 1943

Ein Eintrag zur Burg Bauske findet sich auch in Merians "Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae" von 1652:

Bauske / Bausche / In Theils Land-Taflen Baulske / und Bausenborch / und von Einem / in seinen Reisen Bautschburg genant / der auch sagt / daß es ein klein offen Städtlein / dem Hertzog von Churland gehörig / seye / der alda ein Hauß für einen Anlauff / und 7. Meil davon / zu Metau / seine Hoffhaltung habe. Es mag aber seithero dieses Bauske wol besser seyn befestigt worden / weil solches der Zeit für einen Haupt-Ort in Semigalln gehalten wird / den der König Gustavus Adolphus auß Schweden Anno 1625. erobert hat: darauff die grosse Schlacht bey Walhoff auch in Semigalln gelegen / erfolget ist / in welcher den 7. Jan. An. 26. die Polen biß auffs Haupt geschlagen / und Ihen alle Stück / Munition / und meistentheils Plunderwägen / oder Pagage, abgenommen worden seynd.

 

1990 wurde das Museum auf der Burg eroeffnet. Seit 2005 findet eine Rekonstuktion der gesamten Anlage statt, das neue Schloss ist inzwischen wiederhergestellt, Sicherungsarbeiten an der Burgruine sind ebenfalls zu erkennen. Besichtigungen sind zu festgelegten Zeiten moeglich. Daneben finden auch Ausstellungen, Theaterauffuehrungen, Konzerte und Festivals statt.


Zeittafel:


1443
Errichtung der Ordensburg Bauske
1561-62
unter der Herrschaft des Herzog Wilhelm von Brandenburg, dem Erzbischof von Riga
1562
im Eigentum des Herzogs von Kurland und Semgallen
ca. 1585
Bau des neuen Schlosses
1625
Einnahme durch schwedische Truppen
1628
kampflose Uebergabe der Burg durch Schweden an polnische Truppen
1705
kampflose Uebergabe der Burg durch Schweden an russische Truppen
1706
teilweise Sprengung im Nordischen Krieg auf Befehl Zar Peters I.
1812
Einnahme durch preussiche Truppen
1990
Eroeffnung eines Museums
seit 2005
Restaurierungsarbeiten

Fotos:


Album mit 49 Fotos


vor Ort

2008

2009


Literaturauswahl und Links:


Loewis of Menar: Burgen-Lexikon fuer Alt-Livland, 1922
Tuulse: Die Burgen des Deutschen Ritterordens in Lettland und Estland, 1942
Fahne:
Livland - Ein Beitrag zur Kirchen- und Sittengeschichte, 1875 Reprint
Miltitzer, Klaus: 
Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2005
Turnbull:
Crusader Castles of the Teutonic Knights (2), New York 2004
Borowski, Tomasz: Miasta, zamki i klasztory - Inflanty, Warschau 2010

Chroniken aus dem 14. Jahrhundert:
Heinrich v. Lettland:
Livlaendische Chronik (Uebersetzung Bauer), Darmstadt 1959
Unbekannt:
Livlaendische Reimchronik (Ausgabe Pfeiffer), Stuttgart 1844
Hermann v. Wartberge:
Chronicon Livoniae (Ausgabe Strehlke), Berlin/Riga 1864 

Google Maps:
Satellitenbild



www.burgen-im-ordensland.de

 
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